Yoga und die Tierseele


Yoga und die Tierseele beschäftigt sich mit der Frage, ob Tiere eine Seele haben. Der Duden beschreibt den Begriff „Seele“ als die „Gesamtheit dessen, was das Fühlen, Empfinden und Denken eines Menschen ausmacht; Psyche“ und als „substanz-, körperloser Teil des Menschen, der nach religiösem Glauben unsterblich ist, nach dem Tode weiterlebt.“ In dieser Beschreibung der Seele wird einzig der Mensch und nicht das Tier erwähnt. Für die Lehren des Yoga ist die Seele das reine Bewusstsein, das Unveränderliche, Unsterbliche und ewig Göttliche. Dieses Seelenverständnis umfasst alles Lebendige.

„Mit allen Kreaturen bin ich in schönster Seelenharmonie. Wir sind verwandt, ich fühle es innig und eben darum liebe ich sie.“

Wilhelm Busch.

Yoga und die Tierseele: Wer besitzt eine Seele

Zurzeit scheint ein Konsens darüber zu bestehen, dass alle Menschen eine Seele haben. Das war aber nicht immer so. Des Öfteren haben Menschen ihre Mitmenschen als Seelenlose bezeichnet, wenn sie diese zum Beispiel als Ware benutzen wollten. Eine Sache darf man benutzen. Afrikaner etwa arbeiteten sehr gut in den portugiesischen Kolonien, sie kamen mit dem Klima zurecht und waren billig zu erwerben. Katholische Priester sprachen ihnen daher eine unsterbliche Seele ab. So wurden bis zur Abschaffung des Sklavenhandels um 1850 drei- bis fünf Millionen Afrikaner nach Brasilien verschleppt.

Auch Frauen wurde die Seele abgesprochen. Frauen wurden von der katholischen Kirche jahrhundertelang als eine Art missglückter Mann gesehen und dürfen dort bis heute kein Priesteramt bekleiden: »Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbild geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen.« (Augustinus, 354-430, bedeutender Kirchenlehrer).

Nach Plato (427 – 347 v. Chr.) sind Frauen das Ergebnis der Degeneration eines Menschengeschlechts: „Nur Männer sind direkt von den Göttern geschaffen und haben eine Seele. Die Gerechten kehren zu den Sternen zurück, aber von den Feiglingen und Ungerechten kann mit Recht angenommen werden, dass sie in der zweiten Generation in die weibliche Natur übergehen.“

Zum Glück befinden wir uns hier auf dem (zugegebenermaßen noch recht übersehbaren) Weg einer Neubesinnung. Das Frauenwahlrecht in der Schweiz wurde 1971 eingeführt, in Deutschland ist die Vergewaltigung in der Ehe erst seit 1997 Strafbestand. Das Echo und der Erfolg des Hollywoodfilms 12 Years A Slave zeigt an, wie emotional behaftet das Thema Sklaverei heute noch ist.

Yoga und die Tierseele: Was unterschiedliche Völker glauben

Für einige der Ureinwohner Nordamerikas waren die Tiere sogar noch vollkommener als der Mensch: Während ein Mensch um sich ernähren und kleiden zu können, mühsam jagen und sammeln musste, erlangten die Tiere ihre Nahrung offenbar ohne große Anstrengung und brauchten weder Kleider noch Waffen.

In Indien glauben die Menschen, dass letztendlich alles Organische beseelt ist. Ein Sprichwort besagt: „Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier und erwacht im Menschen.“

In europäisch geprägten Kulturen hingegen nimmt man an, dass Tiere keine Seele haben. Das ist vielleicht dem Denker und Philosophen René Descartes (1596 – 1650) anzulasten, der als Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus gilt. Er sagte: „Tiere kennen keinerlei “émotions de l´ame”, keinerlei Gefühle der Seele. Sie haben gar keine Seele und folglich auch keine seelischen Regungen. Sie haben kein Bewusstsein, keine Gedanken, keine Gefühle.“ Descartes folgerte daraus, dass ein Tier eher einem Ding gleiche: „Ihre Schmerzensschreie bedeuten nicht mehr als das Quietschen eines Rades!“

Ein Yogi erzählt

Vegetarier bin ich in dem Moment geworden, als ich sogenannte Nutztiere nicht mehr als ‚Sache, die dem Verzehr dient‘ sehen konnte. Ich verbrachte die Ostertage auf der Insel Kreta. Vor Ostern werden dort traditionell die Lämmer geschlachtet. Die Kleinen waren an Zäune gebunden und schrien jämmerlich nach ihrer Mutter und vielleicht auch aus Todesangst. Da wusste ich, dass Tiere eine Seele haben wie ich. Ihr Fleisch wächst nicht auf Bäumen, dass man dann vakuumverpackt im Supermarkt erwerben kann. Es sind Lebewesen mit einer Seele. Von dem Tage an habe ich kein Gramm Fleisch mehr gegessen.“

Resümee

„Der erkennt Gott recht, der ihn in allen Dingen gleicherweise erkennt.“

Meister Eckhart (1260 – 1328)

Die Seele ist nach den Lehren des Yoga das reine Bewusstsein, das Unveränderliche und das ewig Göttliche. Die Seele ist nicht an eine Person, ein Geschlecht, eine Rasse oder Art gebunden. Das ewig Göttliche ist überall. Die Aussage „der Seele gehorchen“ beinhaltet, dass ich dem Göttlichen in seiner Allgegenwart aufwarte.

Auf diese Weise erkenne ich, dass ein Tier so beseelt ist wie ich. Veganer setzen diesen Gedanken konsequent in die Tat um. Sie benutzen keine tierischen Produkte mehr. Ich bin Vegetarierin und nehme Milchprodukte zu mir. Daher wünsche mir, dass die Tiere, von denen die Nahrungsmittel stammen, ein artgerechtes Leben führen dürfen. Es gibt auch Fleischesser, die Tiere respektieren.

Sie sind bereit, mehr zu zahlen, um Fleisch von Tieren zu erhalten, deren Haltung der jeweiligen Tierart genügt. Wofür du dich entscheidest, so wünsche ich dir, dass du mehr und mehr auf die Stimme deines Herzens und deiner Seele hören kannst, die da sagt: „Erkenne, der andere bist du.“ (1. Sutra des Wassermannzeitalters).

Yoga und die Tierseele: Meditation für die Öffnung deines Herzens

Die Kriya unterstützt dich, die Kraft deines Herzens wahrzunehmen. Wenn du eine Verbindung zu deinem Herzen aufgebaut hast, dann kannst du wahrnehmen, dass alles um dich so beseelt ist wie du.

Anweisung

Mantra: Sat Kartar Sat bedeutet Essenz der Wahrheit oder des Seins. Kartar bedeutet Handelnder. Mithilfe dieses Mantras öffnen wir das Herzzentrum, weiten es und stärken den energetischen Fluss des Prana-Zentrums des Herzens.

Sitze in einer bequemen Sitzhaltung und richte deine Wirbelsäule auf. Ziehe dein Kinn in Richtung Hinterkopf, sodass dein Nacken lang und entspannt ist. Deine Augen sind geschlossen und du konzentrierst dich auf den Brauenpunkt. Du singst das Mantra „Sat“ und drückst die Hände in Gebetshaltung vor der Brust zusammen. Dann chantestst du das Mantra „Kar“ und führst die Hände nach außen von den Schultern fort. Die Finger zeigen gerade nach oben. Wenn du „Taar“ singst, sind die Arme vollständig zu den Seiten und parallel zum Boden ausgestreckt, die Finger zeigen nach oben. Gestalte den Übergang der einzelnen Schritte zu einer fließenden Bewegung. Meditiere für ein bis drei Minuten.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert