Yoga sorgt für mehr Klarheit im Denken. Der Begriff Klarheit ist dem lateinischen Wort clārus entlehnt. Clarus bedeutet ‘laut, weithin schallend, hell, leuchtend, klar, deutlich, hervorstechend, berühmt, berüchtigt’. Der Ausdruck Klarheit ist mit der Optik assoziiert: Ist die Linse schmutzig, so ist sie obskur. Ist sie rein, hell, durchsichtig, dann ist sie klar. Die Klarheit ist mit dem Sehsinn und mit den Augen verbunden und wenn Licht auf eine Angelegenheit oder Situation scheint, dann kann der Mensch deutlich sehen, was vor ihm liegt. Umstände „klären“ sich.
Klarheit im Denken und der Blick nach innen
Klarheit ist mit dem der Wahrheit verknüpft. Nebel lösen sich auf, farbige Brillen werden abgenommen, wenn eine Angelegenheit an das Licht des Tages kommt. In diesem Sinne bedeutet Klarheit auch Eindeutigkeit und Ordnung, Verständlichkeit und Übersichtlichkeit. Yoga fokussiert auf Klarheit im Denken durch die Konzentration auf das Wesentliche.
„Das aufrichtigste Kennzeichen der Wahrheit ist die Einfachheit und die Klarheit. Die Lüge ist immer kompliziert, geschwätzig.“
― Leo Tolstoi
Der klare Blick kann sich ebenso nach innen richten. Die Fähigkeit zur Klarheit ist mit dem nüchternen und vernünftigen Denken assoziiert. Vernunft ist die Befähigung, sich ein Urteil zu bilden, die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen, abzuwägen und Entscheidungen treffen zu können.
Die Voraussetzung für klares, vernünftiges Denken ist ein funktionierendes Frontalhirn. Es wird als Sitz der individuellen Persönlichkeit und des Sozialverhaltens betrachtet. Da es als menschlichster Teil des Gehirns bezeichnet wird, nennt man den Frontallappen auch das „Organ der Zivilisation“. Das Frontalhirn steuert Bewegungen, es spielt aber auch eine große Rolle für zukünftige Planungen und der damit verbundenen Entscheidungsfindung.
Wenn das Denken klar ist, dann wird der Zugang zur inneren Intelligenz geöffnet und die Intuition erwacht.
Das Frontalhirn ist mit dem Stirnchakra verkoppelt. Dieses Chakra trägt den Namen Ayna, übersetzt Wahrnehmung oder auch Befehl. Im Stirnbereich laufen die Wahrnehmungskanäle zusammen, Entscheidungen können getroffen und Handlungen entschieden werden. Doch hierfür benötigen wir Konzentrationsfähigkeit. Diese Klarheit im Denken wird durch Yoga stimuliert.
Um das Stirnchakra und das klare Denken zu stärken, ist es unerlässlich, im Hier und Jetzt verweilen zu können. Auch ist es vonnöten, Gefühle und Schmerzen wahrnehmen zu können, ohne sich von allzu starken Emotionen davontragen zu lassen. Während des Yogas oder der Meditation ist der Punkt etwas oberhalb der Augenbrauen ein wunderbarer Konzentrationspunkt. Er stärkt die gute Funktion des Ajna-Chakras.
Das starke dritte Chakra für Klarheit im Denken durch Yoga
Das klare Denken erfordert Standvermögen. Daher ist es wichtig, die Kernmuskulatur, die Füße und Beine zu kräftigen. Übungen für die unteren Chakren stabilisieren unser Fundament. Das dritte Chakra wird Manipura Chakra. genannt. Manipura hat die Bedeutung „Juwelenstadt“. Auch dieses Chakra ist mit den Augen verbunden. Ein starkes Manipura Chakra hängt mit dem Willen zusammen. Je lebendiger das dritte Chakra ist, desto mehr kannst du verwirklichen, was dein klares Denken dir vorgibt. So schließt sich der Kreis.
Neun Dinge sind es, auf die der Edle sorgsam achtet: Beim Sehen achtet er auf Klarheit, beim Hören auf Deutlichkeit, in seiner Miene auf Freundlichkeit, im Benehmen achtet er auf Höflichkeit, im Reden auf Ehrlichkeit, im Handeln auf Gewissenhaftigkeit. Wenn ihm Zweifel kommen, fragt er andere. Ist er im Zorn, bedenkt er die Folgen. Angesichts eines persönlichen Vorteils fragt er sich, ob er auch ein Anrecht darauf hat.
― Konfuzius
Tipps für mehr Klarheit im Leben
1. Lasse dich nicht unter Druck setzten, wenn du wichtige Entscheidungen treffen musst. Auch von deinen Ängsten nicht. Manchmal ist es gut, sich ein paar Momente, Minuten, Stunden oder auch Tage zu gönnen, um zur Klarheit zu gelangen.
2. Kommuniziere klar deine Bedürfnisse und bitte den anderen um Klarheit. Drücke deine Wahrheit verbal aus. Sag, was dir wichtig ist. Und so, wie du nach innen lauscht, um Klarheit zu erlangen, so höre auch dem anderen zu.
3. Konzentration auf das dritte Auge: Praktiziere diese Technik vor allem in der Meditation oder während der Yogaübung. Richte den Blick entspannt nach oben zur Stirnmitte. Die Augen sind dabei entweder halb geöffnet oder geschlossen. Alternativ kann der Blick auch auf der Nasenspitze ruhen.
4. Tratakam Meditation für das klare Sehen: Das Praktizieren von Tratakam zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und der inneren Klarheit ist bekannt. Tratak (Sanskrit: trāṭaka) ist eine Augenreinigungsübung und Meditationstechnik. Durch Tratak möchte man durch das Starren auf einen dunklen Punkt, Bild, Blume o.ä. die Einpunktigkeit des Geistes erreichen. Tratak gehört zu den sechs Shatkriyas (Reinigungstechniken) und findet auch in der Ayurveda Anwendung.