Kundalini Yoga in der dunklen Jahreszeit

Kundalini Yoga in der dunklen Jahreszeit beschreibt, dass Yoga gerade im Herbst und Winter wirksam und stärkend ist. In unseren Breitengraden strahlt die Sonne im Herbst und Winter in einem flacheren Winkel. So verzaubert sie uns an wolkenlosen Tagen mit ihrem sanften, klaren Licht.  Da die Sonne tagtäglich weiter unter dem  Äquator steht, scheint es an Nebel- und Regentage besonders dunkel zu sein. Es kommt einem so vor, als würde die Sonne niemals wirklich aufgehen. Die Blätter an den Bäumen sind verdorrt und fallen nieder. 

Wenn man matschige Wege geht, dann ist es, als würden sich die abgestorbenen Blätter mit dem nassen Boden vermischen. Man kann sich vorstellen, dass Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere sich über das tote Blattwerk freuen. Es dient ihnen als Wohnstätte, als Versteck, als Speise.  Ihre Ausscheidungen und Körper vergehen ebenfalls, werden zu Erde. Es ist ein  wunderbarer Kreislauf unserer Existenz. Das ewige Werden und Vergehen dient letztendlich dem Leben.

Die östlichen Philosophien haben das verstanden.  Dass die Gegenwart flüchtig ist und zyklisch wiederkehrt, ist zum Beispiel für die Japaner kein Grund zur Verzweiflung, sondern vielmehr der Anlass, jeden Moment als ganz besonderen und wertvollen Augenblick zu erleben.  Da alles vorbeigeht, heißt es den Moment zu genießen. Das japanische Denken feiert das Hier und Jetzt! Wenn man das Hier und Jetzt nicht nur während der Sommerfreuden oder des Frühlingserwachens, sondern auch im Herbst und Winter zelebrieren kann, dann ist man in der Lage, nicht nur das Kommen zu begrüßen, sondern auch das Gehen als Teil des Lebens zu genießen. Die japanische Kultur geht mit der Vergänglichkeit kreativ um.

Tatsächlich wird den Dingen und Erscheinungen große Aufmerksamkeit geschenkt. Diese mögen vergänglich und flüchtig scheinen, in der Beschäftigung mit ihnen liegt aber große Tiefe. Das gilt für den Bereich ästhetischen Schaffens, für Bildende Kunst und Literatur genauso wie für das Ikebana, die Kunst des Blumenarrangierens, die ja schon ihrem Wesen nach vergänglich ist. In der japanischen Küche sind Spontaneität und unberührte Reinheit der Lebensmittel zentral. Eine Kalligrafie muss in einem Zug und ohne vorheriges Ausprobieren gezeichnet werden. Ein Schriftzug ist in einer bestimmten Zeit fertigzustellen, damit er in sich die Spur der Bewegung erhält. Gleiches gilt für die Kunst des Verpackens. Geschenke werden immer sehr sorgfältig und kunstfertig eingepackt, obwohl es ja das Schicksal der Verpackung ist, zerrissen zu werden. ~

Yasuhiko Sugimura, Professor für Philosophie an der Universität Kyoto

Man kann sich an dem Vergänglichem erfreuen.  Das ewige Vergehen und Werden beweist, dass unser Planet kein lebloser Materieklumpen ist. Alles auf der Erde schwingt miteinander. Vielleicht ist daher der alte Ausdruck „Mutter Erde“ berechtigt.  Wir Menschen trachten danach, uns außerhalb des Zyklus der Natur und der kosmischen Gesetze zu stellen. Wir können die Nacht zum Tag machen, während des ganzen Jahres Erdbeeren essen, im Winter dem Sommer entgegen reisen. Die Menschen haben es aber noch nicht geschafft, das ewige Gesetz der Vergänglichkeit außer Kraft zu setzen. Im tiefsten Inneren – unserem Selbst – wissen wir, dass das ursächliche Weltprinzip älter ist als die Welt. Das ist tröstlich. Auch unsere Körper werden eines Tages wieder zu Erde. Sie zerfallen irgendwann zu Sternenstaub.  

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Kundalini-Yoga-Tipps für den Herbst

Herbstzeit ist Bhakti-Yoga-Zeit. Er lässt uns näher zusammenrücken.  Man kann es sich im Herbst gemütlich machen. Nimm dir Zeit für deine Liebsten, für deine Familie und deine Kolleg*innen und Kollegen. Teile deine Liebe. Kuschle so viel wie möglich. Das setzt die Glückshormone Serotonin und Oxytocin frei.

Suche das Licht und bewege dich. Manche Menschen werden im Herbst müde und träge und scheuen sich vor dem Rausgehen.  Angemessene Bewegung und Spaziergänge sind essenziell für die Gesundheit. Es ist ratsam, gerade auch im Herbst und Winter frische Luft und Licht zu tanken.

Praktiziere Karma Yoga. Die Tage werden dunkler und kälter. Menschen leiden, wenn sie kein Obdach und keine warme Kleidung haben. Daher sind der Spätherbst und  der frühe Winter traditionell Zeiten des Gebens: Man kann in Suppenküchen, Kleiderkammern oder Kältebussen arbeiten. Viele Menschen spenden während der dunklen Jahreszeit.


Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.

André Gide
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Pran Sutra für mehr Lebenskraft

Asana und Kontemplation – Meditation und Yogaset wirken während der Herbst-und Winterzeit besonders tief.  Yogi Bhajan gab seinen Schüler*innen ein sogenanntes Pran-Sutra-Mantra. Pran Sutra bedeutet wörtlich die  „Lehre der Lebenskraft“. Das  folgende Mantra trainiert die Lebenskraft und die Lebensfreude. Es weist auch über das Leben hinaus: Es lässt den Praktizierenden sich im Moment des Todes auf die Unendlichkeit zu richten. Pran Sutras können täglich praktiziert werden.

Das fogende Mantra fokussiert das Bewusstsein des Rezitators auf die Kraft des Herzens und der Wunder.  Man bittet während der Lebenszeit um göttlichen Beistand.  Das Pran Sutra ist ein Werkzeug, das die Seele darauf vorzubereitet, in dem Moment des Abschieds die richtigen Schritte  machen zu können. Es ist ein Geschenk, das wir uns selbst geben können. Das Pran-Sutra-Mantra enthält eine  tiefe Lehre: Du kannst Leben und Tod miteinander verbinden!  

Die Worte des Pran-Sutra-Mantras sind: “Nanak tu (n) lehanaa tu (n) hai Guru amar tu (n) vichaariaa, Dhan Dhan Ram Das Gur Jin siriaa tinai savaariaa”.   Sinngemäß bedeutet das Mantra: „Du bist in allem. Wenn ich dich erkenne, dann ist meine Seele getröstet.“

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