Dharana und Dhyana – die Kunst des Fokussierens im Kundalini Yoga lernte ich gleich zu Beginn meines Yogaweges. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und hochschwanger, als ich das Kundalini Yoga im ‚Guru Ram Das Ashram‘ in der Isestraße in Hamburg kennenlernte. Damals tobte ein Sturm der Gefühle in mir. Gedanken und Emotionen wirbelten wild durcheinander, chaotisch und kaum kontrollierbar. Eine tiefe Sehnsucht nach innerer Stille erfüllte mich, doch in dem damaligen Zustand der Unruhe konnte ich mein wahres Selbst nicht erkennen.
Das Mantra als Fokus
Als ich während der Yogapraxis begann, mich auf das dritte Auge und das Mantra „Sat Nam“ zu konzentrieren, wie es uns Schülern von der Yogalehrerin Tarn Taran Kaur nahegelegt wurde, fühlte es sich an, als hätte ich einen Anker in die stürmischen Gewässer meiner inneren Welt geworfen. „Sat Nam“ wurde zu einem Punkt der Stabilität, zu dem ich immer wieder zurückkehren konnte, wenn die Wellen in mir zu hochschlugen. Dharana und Dhyana – die Kunst des Fokussierens im Kundalini Yoga hat mich damals unterstützt und hilft mir heute noch.
Dharana
Dharana, die sechste Stufe auf Patanjalis achtgliedriger Reise des spirituellen Erwachens, bedeutet Konzentration. Das Sanskrit Bedeutung des Wortes ist „Halten“ oder „Stützen“. Bei dieser Praxis geht es darum, den Geist auf einen Punkt zu richten und ablenkende Gedanken fernzuhalten. Dieser Punkt kann ein Mantra, ein Bild oder auch der eigene Atem sein. Durch die wiederholte Übung von Dharana können wir lernen, unseren Geist zu beruhigen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Folge dem Link, wenn du unterschiedliche Konzentrationspunkte kennenlernen möchtest.
Eine untrennbare Verbindung: Dharana und Dhyana
Auf die Konzentration folgt die Meditation. Dhyana ist eng mit Dharana verwoben.
Der indische Philosoph Osho betont diese Unterscheidung deutlich: „Meditation ist kein Zustand der Konzentration. Hier wird Dharana nicht als Endziel, sondern als ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Dhyana, der Meditation, verstanden.“
Während Dharana den Geist auf einen Punkt fokussiert, erlaubt Dhyana dem Übenden, in diesen Fokus einzutauchen und sich mit dem Objekt der Meditation zu verbinden, ohne jeglichen Gedanken an die äußere Welt.
Das Wesen von Dhyana
Dhyana, ein Begriff aus dem Sanskrit, kennzeichnet in der Yoga-Philosophie die Zustände des Bewusstseins, in denen der Praktizierende die völlige Einheit mit dem Objekt der Meditation erfährt. In diesem Zustand ist alle Dualität und die Illusion des getrennten Selbst aufgelöst. Es ist ein Zustand der reinen Präsenz und des tiefen Friedens.
Dharana und Dhyana im Kundalini Yoga
Meine eigene Yogareise führte von den stürmischen Wellen eines unruhigen Geistes zu den stillen Gewässern der tiefen Meditation. Dies geschah durch Dharana und Dhyana. Im Kundalini Yoga werden diese Techniken genutzt, um das Kundalini-Energiezentrum zu erwecken und den Energiefluss durch die Chakras zu erleichtern. Es ist eine kraftvolle Reise der Selbsterkenntnis und spirituellen Erweckung.