Vergebung in Beziehungen: Ein Weg des Herzens ist mehr als nur ein Verzeihen von Fehlern – sie ist eine bewusste Entscheidung, die Liebe über den Schmerz zu stellen.

Vergebung in Beziehungen: Ein Weg des Herzens

Vergebung in Beziehungen: Ein Weg des Herzens ist mehr als nur ein Verzeihen von Fehlern – sie ist eine bewusste Entscheidung, die Liebe über den Schmerz zu stellen.

Heute sitze ich in meinem Garten, die Sonne scheint durch die Blätter, und ich denke an mein Leben. Als ältere Frau – mit drei Kindern und zwei Enkelkindern, die mein ganzer Stolz sind – habe ich so einiges erlebt.

Beziehungen, ob zu meinem Mann, meinem Ex-Mann, meinen Kindern oder meinen Freundinnen, die waren immer das, was mein Leben ausmacht. Aber, ehrlich gesagt, ohne Vergebung? Ohne diese Fähigkeit, sich selbst oder dem anderen zu vergeben? Ich glaube, keine einzige Beziehung hätte überlebt.

Was ist wahre Vergebung in Beziehungen?

Liebe braucht Bewusstsein bedeutet, dass wir in der Liebe wahrnehmen können, was wir sagen, wie wir handeln und welche inneren Muster unser Miteinander prägen.
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Vergebung ist wie ein sanfter Regen, der die Wunden wäscht und die Seele ein bisschen leichter macht. Für mich ist es nicht nur Liebe, sondern ein Weg, der uns näher zu uns selbst bringt – und, wenn ich ehrlich bin, auch zu etwas Größerem, zu Gott.

Vergebung als Stärke, nicht als Schwäche

Als ich jung war, dachte ich, Vergebung sei ein Zeichen von Schwäche. Wenn mein Mann – oder damals mein Ex-Mann – mich verletzte, vielleicht mit einem harten Wort oder einer Entscheidung, die mich ausgeschlossen fühlte, wollte ich zurückschlagen.

Nicht mit Fäusten, natürlich, aber mit Worten, mit Schweigen, mit diesem kalten Blick, den ich gut beherrsche. Aber das Leben, und ja, auch meine Gebete, haben mich gelehrt: Vergebung ist keine Schwäche.

Es ist die Kraft des Herzens, die ich später entdeckt habe. Das ist der Ort in uns, wo Mitgefühl geboren wird, wo Liebe und Selbstlosigkeit wohnen. Ohne dieses Zentrum? Ich glaube, wir wären alle gefangen in einem endlosen Kreislauf aus Groll und Schmerz.

Eine inspirierende Geschichte aus dem Sikhismus

Es gibt da eine Geschichte aus dem Sikhismus, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Guru Gobind Singh hatte einen Erzfeind – einen Mann, der so viel Leid verursacht hatte. Was macht der Guru?

Lässt ihn nicht nur frei, sondern gibt ihm Essen, Kleidung, sogar Schutz, damit er sicher nach Hause kommt. Er sagte, man solle nicht auf das Niveau des Hasses sinken. Das hat mich umgehauen.

Vergebung, habe ich gelernt, heißt, über den Schmerz hinauszuwachsen. Es heißt nicht, das Unrecht zu ignorieren, sondern das Herz so weit zu öffnen, dass man das Göttliche im anderen sieht – auch in dem, der einen verletzt hat.

Vergebung in der Partnerschaft: Der Schlüssel zu dauerhafter Liebe

Mein Mann und ich, wir sind jetzt seit fast dreißig Jahren verheiratet. Aber, Herr im Himmel, es gab Zeiten, da dachte ich: „Das war’s jetzt!“

Wie Vergebung nach einem Streit heilt

Einmal, nach einem richtig schlimmen Streit – ich weiß gar nicht mehr, worüber, aber es hat wehgetan –, habe ich mich in mein Schlafzimmer zurückgezogen. Ich war so wütend, so unverstanden. Ich wollte, dass er genauso leidet wie ich.

Aber dann, in der Stille, als ich meditiert habe, kam so ein Moment der Klarheit. Ich dachte: „Wenn ich ihm nicht vergebe, bestrafe ich nicht nur ihn, sondern auch mich.“ Vergebung fängt oft bei uns selbst an. Ich musste mir vergeben, dass ich so hart war, dass ich nicht gleich Mitgefühl gezeigt habe.

Die spirituelle Weisheit des Loslassens

Vergebung in Beziehungen: Ein Weg des Herzens ist mehr als nur ein Verzeihen von Fehlern – sie ist eine bewusste Entscheidung, die Liebe über den Schmerz zu stellen.

Da gibt’s diese spirituelle Weisheit, die sagt, jede Nacht, wenn wir schlafen, ist wie ein kleiner Tod. Wir lassen los, vergeben uns selbst und werden am Morgen neu geboren. Das Bild hat mir geholfen.

Ich habe mir vorgestellt, wie ich mit jedem Atemzug den Schmerz loslasse, wie ich meinem Mann mit einem frischen Herzen begegne. Am nächsten Tag habe ich ihn angesehen, einfach so, ohne Groll, und… na ja, es war, als würde die Spannung zwischen uns einfach wegschmelzen.

Vergebung in einer Partnerschaft ist wie ein Tanz – manchmal stolpert man, aber wenn man sich öffnet, den anderen wirklich sieht, dann macht man den ersten Schritt.

Vergebung in Freundschaften: Grenzen setzen und trotzdem lieben

Nicht jede Freundschaft hält ewig, und das ist okay. Eine meiner besten Freundinnen hat mich vor Jahren echt enttäuscht. Sie hat hinter meinem Rücken geredet, und ich war… ich war einfach verletzt.

Distanz als Form der Vergebung

Mein erster Impuls war: „Schluss, aus, vorbei!“ Ich wollte mich schützen, und das war auch richtig so. Aber dann habe ich gemerkt: Distanzieren heißt nicht, hassen.

Ich habe für sie gebetet, mir vorgestellt, wie sie mit ihren eigenen Dämonen kämpft. Das Herzchakra, dieses Zentrum des Mitgefühls, hat mir gezeigt, dass ich ihre Menschlichkeit sehen kann, ohne alles gutzuheißen.

Das Beispiel von Kanniah

Ich denke oft an Kanniah, diesen Sikh, der in einer Schlacht sowohl Freunden als auch Feinden Wasser gab, weil er in jedem den Schrei nach Gott hörte. Das war mein Leitstern.

Ich habe meiner Freundin vergeben, auch wenn wir heute keinen Kaffee mehr zusammen trinken. Diese Vergebung hat mich befreit – von der Wut, vom Schmerz – und mein Herz geöffnet für neue Freundschaften.

Vergebung gegenüber den Kindern: Perfekte Eltern gibt es nicht

Als Mutter? Oh, ich habe so viele Fehler gemacht. Ich war nicht immer die geduldige, weise Mama, die ich sein wollte. Mein ältester Sohn und ich, wir hatten eine Zeit, da haben wir uns wie Fremde angeschrien. Er war rebellisch, ich war zu streng, zu stur.

Der Wendepunkt in der Eltern-Kind-Beziehung

Aber eines Tages, als ich ihn in seinem Zimmer sitzen sah, so still, so traurig, da ist etwas in mir aufgebrochen. Ich habe mich hingesetzt, zugehört, ohne zu urteilen. Ich habe ihm vergeben – und mir selbst.

Vergebung in der Beziehung zu meinen Kindern heißt, zu akzeptieren, dass wir alle nicht perfekt sind.

Die Lehre, dass Vergebung die Grenze zwischen richtig und falsch überwindet, hat mir geholfen, meine Kinder als Seelen zu sehen, die ihren eigenen Weg gehen. Heute, wenn ich meine Enkelkinder im Arm halte, spüre ich, wie die Vergebung, die ich meinen Kindern geschenkt habe, auch ihnen ein Zuhause gibt, wo Liebe stärker ist als Stolz oder Groll.

Die spirituelle Kraft der Vergebung: Ein heiliger Akt

Vergebung in Beziehungen: Ein Weg des Herzens ist mehr als nur ein Verzeihen von Fehlern – sie ist eine bewusste Entscheidung, die Liebe über den Schmerz zu stellen.
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Vergebung ist mehr als ein netter Akt. Es ist etwas Heiliges, das uns über die Gesetze des Lebens erhebt. In dem Moment, in dem wir vergeben, werden wir zu einem Spiegel des Göttlichen.

Tägliche Meditation für das Herz

Ich habe eine kleine Meditation, die ich jeden Tag mache. Ich flüstere „Sa-Ta-Na-Ma“, das Mantra, das mein Herzchakra stärkt. Es ist, als würde ich mein Herz mit jedem Atemzug ein bisschen weiter öffnen, auch wenn das Leben schwer ist.

Manchmal, wenn ich abends im Bett liege, stelle ich mir vor, wie die Verletzungen des Tages wie Herbstblätter von einem Baum fallen. Es ist nicht immer leicht – manchmal will ich den Groll festhalten, weil er sich sicher anfühlt.

Aber diese Praxis, dieses Loslassen, gibt mir Frieden. Vergebung ist ein Geschenk, das ich mir selbst mache, damit mein Herz leicht bleibt.

Ein einfacher Rat aus meinem Herzen: Praktische Schritte zur Vergebung

Wenn ich dir eines mitgeben darf, aus all meinen Jahren, dann ist es das: Vergebung ist das, was Beziehungen am Leben hält. Ohne sie wären wir gefangen in Schmerz und Vorwürfen.

Was Vergebung nicht bedeutet

Vergebung heißt nicht, alles zu vergessen oder sich selbst aufzugeben. Manchmal musst du dich distanzieren, um dich zu schützen – und das ist in Ordnung. Aber lass dein Herz offen. Sieh das Göttliche in jedem, auch in denen, die dich verletzt haben. Und vergib dir selbst. Du bist ein Mensch, und das ist genug.

Eine einfache Übung für den Alltag

Setz dich heute Abend hin, atme tief, lass den Groll los. Stell dir vor, dein Herz öffnet sich, ein heilender Wind darf durch dich hindurchwehen. Vergebung ist der Weg des Herzens – er führt dich nach Hause, zu dir selbst und zu Gott.


Dieser Artikel wurde von Bettina Sat Hari Kaur Stülpnagel Pomarius für das Kundalini Yoga Journal verfasst. Bettina ist seit über 40 Jahren Kundalini-Yogalehrerin. Als Ehefrau, Mutter und Großmutter hat sie gelernt, dass das Leben ohne ein bisschen Humor und Vergebung ziemlich holprig wird. Sie übt sich täglich darin, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst zu vergeben – vor allem, wenn sie mal wieder den Tee auf dem Herd vergessen hat.

Über das Kundalini Yoga Journal

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