Das Projekt ‚Save our Songs‘

Das Projekt ‚Save our Songs‘ ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich heiße Sadhana Singh und wurde 1985 im ‚Guru Ram Das Ashram‘ in Hamburg geboren. Im Ashram verbrachte ich die ersten sechs Jahre meines Lebens. In dem Ashram wurde Kundalini Yoga gelehrt. Mein Vater Sat Hari Singh war einer der Gründer der Firma Yogi Tee. Meine Mutter Sat Hari Kaur war eine Pionierin des Kundalini Yoga in Deutschland. Meine tiefe Verbindung zur Musik, zum Sikhismus und zum Kundalini Yoga wurden mir quasi in die Wiege gelegt.

Ich bin mit Kundalini Yoga Musik aufgewachsen

Im Ashram gab es eine starke Musikkultur, denn Musik war ein wesentlicher Bestandteil der Kundalini Yoga-Praxis und der Identität der Yogis. Diese kamen oft aus der Hippie-Bewegung. Ihre Musik war keine Popmusik, sondern Live-Musik, die während der Yogastunden oder in den Gurdwaras gespielt wurde. Es wurden Musikkassetten produziert, die wir liebevoll behandelten. Wir mussten sie damals mühselig aus den USA importieren.

1996 zog ich nach Indien, um die Miri Piri Academy zu besuchen. Das ist ein Internat in Amritsar mit Schwerpunkt Sikh Dharma und Kundalini Yoga. Dort machte ich 2003 meinen Highschool Abschluss. Ich studierte anschließend drei Jahre lang klassische indische Musik mit dem Schwerpunkt Gesang.

Das Projekt ‚Save our Songs‘: Lehrjahre in den USA

Danach zog ich in die USA, um als Assistent von Yogi Bhajans Witwe Bibiji Inderjit Kaur zu arbeiten. Ich reiste mit ihr und unterstützte die alte Dame. Diese zwei Jahre waren sehr lehrreich. Sie gaben mir einen tiefen Einblick in unsere Bewegung und die östliche Sikh-Kultur. Bibiji hat mir viel über die Verbindung von Ost und West beigebracht. So habe ich habe gelernt, unseren Weg von der Quelle her zu schätzen und zu lieben. Nach dieser prägenden Zeit zog ich 2008 zurück nach Deutschland. Hier habe ich einige Jahre in einem Musikvertrieb gearbeitet, was mir Einblicke in die kommerzielle Musikszene ermöglichte. Ich bin bis heute künstlerisch tätig, sowohl als Musiker als auch als DJ.

Obwohl ich in dieser Zeit beruflich andere musikalische Wege ging, blieb die indische Musik und die Musik des Kundalini Yoga immer ein fester Bestandteil meines Lebens – nicht als Mittelpunkt, sondern als steter Bezugspunkt.

Das Projekt ‚Save our Songs‘ und seine Geschichte

Heute bin ich seit 2016 Projektleiter des Projekts ‚Save our Songs‘. In dieser Funktion setze ich mich dafür ein, die reiche musikalische Tradition, die ich seit meiner Kindheit kenne und liebe, zu bewahren und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei geht es mir vor allem darum, die spirituelle Tiefe und die kulturelle Bedeutung dieser Musik zu vermitteln. Ich möchte sie vor dem Vergessen schützen.

Das Projekt ‚Save our Songs‘ ist darauf ausgerichtet, die Musik und ihre Geschichte, die durch die Ashrammitglieder und die Gemeinschaften des westlichen Sikh Dharma in den ersten 20 Jahren der Verbreitung des Kundalini Yoga im Westen entstanden ist, zu sichern, zu restaurieren, zu digitalisieren und allgemein zugänglich zu machen. Obwohl in diesen Jahren viel Musik gespielt wurde, gab es kaum kommerzielle Aufnahmen. 1970 begann die Musikbewegung des Kundalini Yoga und des Sikh Dharma im Westen. Erst in den späten 1990 Jahren wurde Mantra-Musik populärer, vor allem durch Künstler wie Snatam Kaur, als Kundalini Yoga bekannter wurde.

Das Projekt ‚Save our Song‘ wird von der Yogitee Stiftung unterstützt

Dank der Unterstützung der Yogitee Stiftung konnte ich eine Forschungsreise in die USA unternehmen, um nach alten Tonbandaufnahmen zu suchen. Die Tonbänder von Yogi Bhajan waren bereits gesichert und digitalisiert. Es fehlte jedoch an einer Initiative, um auch die Musik und die Geschichten der Kundalini Yogis und Yoginis zu bewahren. Während dieser Reise fand ich eine enorme Menge an Material: mehr als 6000 unveröffentlichte Tonbänder, die mir verschiedene Leute spendeten. Die Künstler, deren Werke ich sammelte, sind dankbar, dass ihre Musik geschätzt und bewahrt wird. Meine Kontakte in Indien halfen mir sehr bei dieser Aufgabe. Mit den Kindern vieler der frühen Yogalehrer und Musiker bin ich in Amritsar zur Schule gegangen. Das Projekt ist für mich eine Herzensangelegenheit, da es nicht nur die Musik, sondern auch die damit verbundenen kulturellen und spirituellen Werte erhält.

Vorhang auf für die vielen Musiker, die Kundalini Yoga inspiriert haben!

Singh Kaur

Yogi Bhajan wurde viel Beachtung geschenkt, aber die Yogalehrer und Musiker, die mit ihrer wunderschönen Musik die Kundalini Yoga Gemeinschaft aufgebaut haben, wurden übersehen. Diese Musikerinnen und Musiker sind sehr glücklich, dass man sich für ihre Kunst und für die Geschichte des Kundalini Yoga interessiert.

Ein beeindruckendes Beispiel ist, dass ich 3000 unveröffentlichte Bänder von Sat Simran Kaur aus Los Angeles erhielt. Diese Tonbänder waren Geschenke an Yogi Bhajan von verschiedenen Ashrams und amerikanischen und indischen Musikern. Die Musik ist wunderschön, die Aufnahmen sind liebevoll gestaltet, aber es gab damals keine Möglichkeit, diese Musik kommerziell zu vermarkten. In den 1970er und 1980er Jahren war es fast unmöglich, Musik ohne ein professionelles Label aufzunehmen und zu vertreiben.

Das Projekt ‚Save our Songs‘ und Siri Ved Singhs Musiksammlung

Eine andere wichtige Sammlung befindet sich in Espanola. Sie gehörte Siri Ved Singh, der 2018 an Parkinson gestorben ist. Kurz vor seinem Tod schenkte er unserer Initiative seinen gesamten Verlagskatalog. Diese Schenkungen helfen uns, die Musik und die damit verbundenen Geschichten zu erhalten und weiterzugeben. Mittlerweile verfügen wir über 8000 unveröffentlichte Tonträger. Mit dieser immensen Sammlung kam auch die Verantwortung, damit ethisch korrekt umzugehen und diese Aufnahmen allen verfügbar zu machen. ‚Save our Song‘ ist aus diesem Grunde keine kommerzielle Initiative und wird auch in Zukunft ein Nonprofit-Projekt bleiben. ‚Save our Songs‘ besteht, um die Musikstücke zu digitalisieren, zu konservieren und bereitzustellen. Diese wertvolle Arbeit wird von Kulturgeldern und Spenden gesichert.

Als Yogaschüler kann man sich kaum vorstellen, wie anders die Situation in den 70er und 80er Jahren war. Damals waren die Musikstücke, die wir heute ganz leicht über Spotify oder Apple Music für unsere Yogastunden abrufen, nicht so einfach zugänglich. Alles wurde von Hand gemacht. Die Yogalehrerinnen und Yogalehrer von damals haben mit ihrer Liebe zum Yoga und zur Musik die Menschen inspiriert, an den Yogastunden teilzunehmen und Kundalini Yoga zu dem gemacht, was es heute ist.

Aber ‚Save our Songs‘ digitalisiert nicht nur Musikstücke, sondern auch Aufnahmen von Veranstaltungen aus jener Zeit. Diese Veranstaltungen haben die Art und Weise, wie Kundalini Yoga und Sikh Dharma im Westen verstanden und gelehrt werden, entscheidend geprägt. Wir sprechen hier von Feldaufnahmen direkt aus der Gemeinschaft des Kundalini Yoga. Diese besonderen Aufnahmen sind nicht in der „Library of Teachings“ enthalten, da Yogi Bhajan darauf nicht zu hören ist.

Ein großer Schatz wertvoller Tondokumente wird gehoben

In unserem Archiv gibt es Aufnahmen von den ersten Kundalini Yoga Kursen, von Begegnungen mit anderen religiösen oder spirituellen Führern oder von indischen Delegationen, die an unseren Veranstaltungen teilgenommen haben. Es gibt sogar Aufnahmen von den ersten Reisen nach Indien, auf denen Einheimische über Kundalini Yoga sprechen und ihre Sichtweise dazu teilen. Diese wertvollen Dokumente wurden uns von KRI zur Verfügung gestellt und umfassen mehr als 1000 solcher Aufnahmen. Das Material hilft uns, ein umfassenderes Bild von der Entwicklung des Kundalini Yoga zu bekommen und seine Wurzeln und die damit verbundene kulturelle Vielfalt besser zu verstehen.

Wir wollen diesen Schatz an Aufnahmen digital verfügbar machen. Sie sollen nicht nur über Streaming-Webseiten und über Sikhnet zu hören sein, sondern auch über Bibliotheken inklusive der größten Bibliothek der Welt, der amerikanischen ‚Library of Congress‘.

Das Projekt ‚Save our Songs‘: Unsere Songs sind ein kultureller Schatz

Khalsa String Band

Unser Ziel ist es, diese kulturellen Schätze einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit die tiefgreifende Bedeutung und die spirituelle Kraft dieser Musik und Aufnahmen nicht verloren gehen. Es geht uns darum, die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu stärken und sicherzustellen, dass zukünftige Generationen von Yogaschülern und -schülerinnen Zugang zu diesen wichtigen Ressourcen haben.

Durch ‚Save our Songs‘ möchte ich nicht nur die Musik und die Geschichten, die sie trägt, bewahren, sondern auch das Bewusstsein für die Rolle erhöhen, die Musik in der spirituellen Praxis des Kundalini Yoga spielt. Diese historischen Aufnahmen bieten einzigartige Einblicke in die frühen Jahre des Kundalini Yoga im Westen und zeigen die Entwicklung einer spirituellen Bewegung, die bis heute Menschen weltweit inspiriert und prägt.

Das Projekt ist eine fortlaufende Aufgabe, die Engagement und Leidenschaft erfordert. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Aufnahmen zu digitalisieren, zu archivieren und Forschungsmöglichkeiten zu schaffen, die es ermöglichen, tief in die Geschichte des Kundalini Yoga einzutauchen. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, diese wichtige Arbeit leiten zu dürfen, und bin überzeugt, dass die Erhaltung dieser Musikstücke und Aufzeichnungen von unschätzbarem Wert für die Kundalini Yoga Gemeinschaft und für die kulturelle Geschichte im Allgemeinen ist.

Das Projekt ‚Save our Songs` hat eine mehrdimensionale Bedeutung und einen Nutzen, der es zu einer wertvollen Initiative sowohl für die Gemeinschaft der Kundalini Yogis als auch für die breitere Öffentlichkeit macht. Die Bedeutung des Projekts lässt sich in mehrere Schlüsselaspekte gliedern, die zusammen ein umfassendes Bild der kulturellen, historischen und spirituellen Bedeutung der gesammelten Werke ergeben.

Historischer Rückblick und weltweiter Impuls

„Save our Songs“ dient als historisches Archiv, das einen tiefen Einblick in eine transformative Ära von den späten 1960er bis in die 1980er Jahre bietet. Diese Zeit war geprägt von weltweiten sozialen, kulturellen und spirituellen Veränderungen. Durch die Bewahrung von Musik und Tonaufnahmen aus dieser Zeit ermöglicht das Projekt ein besseres Verständnis des kulturellen Erbes und der sozialen Bewegungen dieser Jahre. Die in dieser Zeit entstandenen musikalischen Werke und die damit verbundenen Ereignisse spiegeln die dynamischen Veränderungen wider. Diese fanden innerhalb der Kundalini Yoga Gemeinschaft und in der globalen Gesellschaft statt.

Praktische Anwendung und Weiterbildung

Die im Rahmen von ‚Save our Songs‘ gesicherten Musikstücke sind von historischem Interesse und auch von praktischem Nutzen für den heutigen Yogaunterricht. Diese oftmals wunderschönen Musikstücke tragen eine authentische spirituelle Energie in sich. Das macht sie für die Integration in heutige Kundalini Yoga-Klassen besonders wertvoll. Darüber hinaus bieten die Aufnahmen von Vorträgen und Diskussionen der frühen Kundalini Yoga Lehrerinnen und Lehrer wertvolle Einblicke und Lehren. Heutige Praktizierende kann das inspirieren und ihnen ein tieferes Verständnis ermöglichen.

Das Projekt ‚Save our Song‘ und die Behandlung inspirierender Themen

Gurudass Singh

Die Themen und Diskussionen, die in den Archiven von ‚Save our Songs‘ gefunden werden, behandeln spirituelle und gesellschaftliche Fragen, die für Menschen heute ebenso relevant sind wie damals. Diese Themen reichen von spiritueller Philosophie bis hin zu praktischen Ratschlägen. Indem sie zugänglich gemacht werden, unterstützt ‚Save our Songs‘ die Bildung und spirituelle Entwicklung des Einzelnen. Das Projekt fördert zudem das Verständnis und die Auseinandersetzung mit grundlegenden Lebensfragen.

Wie geschieht die Digitalisierung der Tonträger

Im Espanola, New Mexico, befindet sich ein speziell eingerichtetes Museumsarchiv zur Sicherung und Erhaltung der wertvollen Tonträger des Projekts ‚Save our Songs‘. Das klimatisierte Archiv bietet optimale Bedingungen für die Lagerung, Restaurierung und Digitalisierung von mehr als 8000 Tonbändern.

Die Arbeit im Archiv wird von einem kleinen und engagierten Team von drei Personen geleistet. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, jedes einzelne Band anzuhören, zu analysieren und zu katalogisieren. Dabei werden alle relevanten Daten zu jedem Tonträger sorgfältig erfasst. Die Vorgaben für den Katalog stammen von der amerikanischen Nationalbibliothek, der Library of Congress. Diese hat die Katalogisierungskriterien festgelegt. Später wird sie auch als eine der wichtigsten Verteilstellen für die digitalisierten Aufnahmen fungieren.

Bisher wurden über 600 Tonbänder eingehend untersucht, fachgerecht restauriert und digitalisiert. Der Digitalisierungsprozess ermöglicht die gleichzeitige Bearbeitung von bis zu acht Stereospuren, was die Effizienz der Arbeit erheblich steigert. Auch nach der Digitalisierung wird jede Aufnahme noch einmal gründlich überprüft und verbessert. So entspricht die Qualität der Aufnahmen den hohen Standards, die für eine archivgerechte Aufbewahrung erforderlich sind.

Das Team speichert die digitalen Kopien der Aufnahmen in einem universell kompatiblen Format gespeichert, das eine breite Verfügbarkeit und Zugänglichkeit gewährleistet. Um die Sicherheit und Langlebigkeit dieser kulturell bedeutenden Aufnahmen zu gewährleisten, bewahren wir mehrfach gesicherte digitale Kopien auf. So wird das wertvolle kulturelle Erbe des Kundalini Yoga für zukünftige Generationen erhalten. Es bleibt zugänglich. Wir bewahren so das historische Erbe dieser einzigartigen musikalischen und spirituellen Bewegung.

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