Viele Meditationen und Übungen im Kundalini Yoga geben spezifische Konzentrationspunkte vor. Im Sanskrit werden diese Drishti genannt. Drishti bedeutet „Sehen“, „Auge“, „Sichtweise“. Der Yogaübende richtet den Blick und die Konzentration mit geöffneten oder geschlossenen Augen auf einen bestimmten Punkt. Konzentrationspunkte im Kundalini Yoga wirken als Fokusse, die es dem Geist ermöglichen, in der Meditation leichter einen Zustand tiefer und bewusster Stille zu erreichen.
Physisch gesehen wirkt sich Ausrichtung der Augen auf den Sehnerv (Nervus Opticus) aus, der von den Augen aus ins Sehzentrum in der Großhirnrinde zieht. Der Nervus Opticus ist der zweite von zwölf Hirnnerven. Dieser besteht aus weißer Gehirnsubstanz (etwa einer Million Nervenzellen). (Quelle: Netdoktor).
Unterschiedliche Augenpositionen im Yoga und der Meditation bewirken unter anderem, dass der Sehnerv Druck auf wichtige Drüsen und die graue Substanz ausübt. Die Konzentrationspunkte dienen außerdem der Reduzierung äußerer Ablenkungen. Sie sind somit kraftvolle Meditationstechniken.
Meditationen ohne angegebenen Augenfokus
Halte die Augen geschlossen, wenn für eine Meditation oder Kriya kein bestimmter Augenfokus vorgegeben ist. Das fördert die Ausrichtung nach innen.
Fokus auf den Brauenpunkt
Konzentrationspunkt im Kundaliniyoga auf das ‚dritte Auge‘: Die geschlossenen Augen werden sanft auf den Brauenpunkt in der Mitte der Stirn, etwas oberhalb der Augenbrauen, gerichtet. Dieser Bereich der Stirn entspricht dem sechsten Chakra. Dieser Konzentrationspunkt stimuliert die Hypophyse und die Sushumna. Sushumna (oder Sushumna Nadi) ist der Yoga-Begriff für den Hauptenergiekanal des feinstofflichen Körpers. Laut Yoga und Ayurveda fließt die vitale Lebensenergie, bekannt als Prana, entlang der Nadis oder Energiekanäle.
72.000 dieser Energiekanäle befinden sich innerhalb des feinstofflichen Körpers. Die drei primären Nadis nennt man Ida, Pingala und Sushumna. Sie entsprechen jeweils dem linken, rechten und zentralen Bereich unseres Körpers.
Die Sushumna ist der wichtigste Nadi und verläuft entlang der zentralen Achse des Körpers durch die Wirbelsäule. Der Mensch erfährt einen reinen und gleichmütigen Geisteszustand, wenn Prana frei durch die Sushumna fließt.
Fokus auf die Nasenspitze
Konzentrationspunkt im Kundaliniyoga auf die Nasenspitze: Beide Augen sind leicht nach innen gestellt, der Blick wandert die Nase entlang bis zur Nasenspitze. Der Fokus auf die Nasenspitze gleicht Ida, Pingala und Sushumna aus (Begriffserklärung siehe vorhergehenden Absatz). Zirbeldrüse und Frontalgehirn (zuständig für Intuition) werden stimuliert, Emotionen beruhigt und geistige Ressourcen genutzt.
Fokus auf das Kinn
Konzentrationspunkt im Kundaliniyoga auf die Spitze des Kinns: Schließe die Lider und blicke innerlich auf die Kinnspitze. Dieser Ort entspricht dem Mondzentrum und steht für Verletzlichkeit und Emotionalität. Dieser Konzentrationspunkt wirkt kühlend und beruhigend.
Fokus auf das siebte Chakra
Konzentrationspunkt im Kundaliniyoga auf den Scheitelpunkt des Kopfes: Schließe die Lider und blicke innerlich auf den Scheitelpunkt. In diesem Bereich befindet sich das siebte Chakra oder Kronenchakra. Durch den Fokuspunkt stimulierst du das Kronenchakra und die Zirbeldrüse. Das Kronenchakra wird auch als Sahasrara-Chakra genannt. Es ist das Zentrum des universellen Wissens und der Spiritualität, das dich mit dem Göttlichen verbindet. Das Kronenchakra beeinflusst das Gehirn, das Nervensystem, die Emotionen und die Ebenen von Verstehen und der Erleuchtung.
Fokus: Die Augen einen Spalt öffnen
Die Augen sind bis auf eine kleine Öffnung geschlossen, wenn du angewiesen wirst, die Augen für einen Spalt oder für ein Zehntel geöffnet zu halten. Der Augenfokus kann variieren, wie in den Anweisungen angegeben. Diese Technik wirkt beruhigend und stärkt die Intuition.