Kundalini Yoga für die Wirbelsäule

Kundalini Yoga für die Wirbelsäule bietet spezifische Techniken und Übungen, die die Stabilität und Flexibilität des Rückgrats verbessert und Rückenschmerzen lindert.

Bei dem aufrecht gehenden Menschen muss die Wirbelsäule stark genug sein, um dem Oberkörper Halt zu geben, weil dieser immerfort auf den Unterkörper drückt. Bei Tieren, die auf allen vier Beinen gehen, muss die Wirbelsäule diese Last nicht ständig tragen. Sie kann daher leichter beweglich sein. Die Wirbelsäule des Menschen ist am stabilsten, wenn sie sich in ihrer neutralen Position befindet; am wenigsten stabil ist sie, wenn sie sich am weitesten von ihrer neutralen Position entfernt hat.

In vielen Yogakursen ist der Fokus jedoch umgekehrt. Die Beweglichkeit wird über Stabilität gestellt. Dies kann zu einer Überdehnung der Wirbelsäule führen, weil sie zu weit von ihrer stabilsten Position entfernt ist. Um die Wirbelsäule gesund zu erhalten, sollten Bewegungspraktiken wie Yoga daher ein Gleichgewicht zwischen Stabilität und Flexibilität anstreben. Der Schwerpunkt liegt auf der Erhaltung der natürlichen Krümmung der Wirbelsäule in ihrer stabilsten Form.

Stabilität der Wirbelsäule

Wirbelsäule der Anatomie des menschlichen Skelettsystems. 3D © Shutterstock

Die Hauptfunktion der Wirbelsäule ist die Lastübertragung zwischen Ober- und Unterkörper. Das heißt, sie trägt das Gewicht des Oberkörpers und hilft, dieses Gewicht sicher auf den Unterkörper zu verteilen. Diese Lastübertragung ist entscheidend. Sie ermöglicht es uns, aufrecht zu stehen, zu gehen und zu rennen, ohne dass der Rücken zusammensinkt oder sich verformt. Die Stabilität der Wirbelsäule wird durch ihre natürliche S-Form erreicht, die wie ein Stoßdämpfer wirkt und gleichzeitig die nötige Stütze bietet.

Neutralposition der Wirbelsäule

Die neutrale Position ist die natürliche Ausrichtung der Wirbelsäule, bei der die S-Kurve erhalten bleibt. In dieser Position ist die Wirbelsäule am stärksten und am wenigsten verletzungsanfällig. Die Beibehaltung dieser Position ist besonders wichtig bei körperlicher Aktivität und beim Heben von Lasten.

Beweglichkeit der Wirbelsäule

Die zweite Funktion der Wirbelsäule ist die Beweglichkeit. Sie ermöglicht es uns, uns in verschiedene Richtungen zu beugen, zu drehen und zu strecken. Während die Flexibilität wichtig ist, kann eine Überbetonung der Beweglichkeit zulasten der Stabilität gehen.

Balance in der Praxis

Yoga auf Matte, © Shutterstock

Im Yoga ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen der Erhaltung der Stabilität und der Förderung der Flexibilität zu finden. Lehrer sollten darauf achten, Übungen auszuwählen, die die Wirbelsäule nicht übermäßig belasten oder überdehnen. Dies beinhaltet das Vermeiden von extremen Positionen, die weit von der Neutralposition entfernt sind. Fokussiere auf die Stärkung der Muskulatur um die Wirbelsäule herum, um eine zusätzliche Unterstützung zu bieten.

Durch die Betonung der Stabilität vor der Beweglichkeit und das Halten der Wirbelsäule nahe ihrer Neutralposition können langfristige Gesundheit und Funktionsfähigkeit der Wirbelsäule gesichert werden.

Die menschliche Wirbelsäule lässt sich gut mit einem Baum vergleichen

Der Stamm eines Baumes sorgt für die nötige Stabilität, damit der Baum auch bei Wind und Wetter aufrecht stehen bleibt. Er trägt das Gewicht der nach oben und außen wachsenden Äste und Blätter und verteilt die Last gleichmäßig auf die Wurzeln. Gleichzeitig ermöglicht die Flexibilität des Stammes, dass der Baum bei starkem Wind schwingen kann, ohne zu brechen.

In dieser Metapher entspricht der Stamm der Wirbelsäule, die Äste und Blätter dem Oberkörper und die Wurzeln dem Unterkörper. Die Stabilität des Stammes – also der Wirbelsäule – ist entscheidend, um Lasten sicher zu tragen und den Baum – also den menschlichen Körper – aufrecht zu halten. Die Fähigkeit des Stammes, sich bei Bedarf zu biegen, symbolisiert die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die ebenfalls wichtig ist, aber nicht auf Kosten der Stabilität gehen darf. So wie ein gut verwurzelter und stabiler Baum den Herausforderungen der Natur standhält, ermöglicht eine starke und stabile Wirbelsäule dem Menschen, die täglichen körperlichen Herausforderungen ohne Schaden zu meistern.

Unterschiedliche Wirbelsäulen

Durchschnittlich besteht die Wirbelsäule beim Menschen aus 24 freien Wirbeln, die über 23 Bandscheiben beweglich verbunden sind, sowie 8 bis 10 Wirbeln, die zu Kreuz- und Steißbein verwachsen sind. Doch ist es völlig normal, dass einige Menschen 13 Rippen und 13 Brustwirbel besitzen, und einige wenige haben nur 11 Rippen und nur 11 Brustwirbel. Die meisten Menschen haben 5 Lendenwirbel, aber einige haben nur 4, während andere 6 haben. Einige haben 4 Kreuzbeinwirbel, andere 6. Einige haben 3 Steißbeinwirbel, andere 5. Kurioserweise können uns darauf verlassen, dass die Halswirbelsäule 7 Wirbel hat, das ist bei allen Säugetieren (sogar bei der Giraffe!) der Fall. Wie viele Wirbel der einzelne Yogi hat, kann seine Yogapraxis und den natürlichen Bewegungsspielraum seiner Wirbelsäule beeinflussen. Daher ist es wichtig, dass du bei deiner Praxis keinem äußeren Bild, sondern deinen körperlichen Gegebenheiten folgst.

Meditationssitz in neutraler Position der Wirbelsäule

Meditation in der Natur, ©Shutterstock

Bei der Meditation ist die richtige Körperhaltung entscheidend, um sowohl körperliches Wohlbefinden als auch geistige Klarheit zu fördern. Beginne damit, das Kinn leicht zur Brust zu ziehen. Diese Kopfhaltung hilft, die Halswirbelsäule gestreckt zu halten und Verspannungen im Nackenbereich zu vermeiden. Gleichzeitig solltest du auf die natürliche Krümmung deiner Wirbelsäule achten. Eine gerade Wirbelsäule fördert nicht nur eine tiefere Atmung, sondern verbessert auch die Konzentration während der Meditationsübung.

Bei der Sitzhaltung ist es wichtig, dass deine Sitzbeinhöcker mittig auf der Sitzfläche liegen und nicht zu weit nach vorne oder hinten rutschen. Dies fördert eine ausgewogene und stabile Basis für dein Sitzen. Halte außerdem deine Arme entspannt und parallel zum Oberkörper, wobei die Handflächen offen auf deinen Oberschenkeln liegen. Diese Haltung ermöglicht es deinen Schultern und Armen, sich zu entspannen, was zur allgemeinen Entspannung deines Körpers beiträgt. Aus dieser Haltung heraus nimm das Mudra deiner Wahl ein.

Schließlich solltest du darauf achten, dass sich deine Knie unterhalb der Hüfte befinden. Eine solche Knieposition sorgt für zusätzliche Stabilität und Komfort, indem sie eine gleichmäßige Gewichtsverteilung und eine gute Ausrichtung des Körpers unterstützt. Mit diesen Anpassungen kannst du eine effektive und angenehme Meditationshaltung einnehmen, die es dir ermöglicht, deine Praxis zu vertiefen.

Es ist wichtig, dass du eine Sitzposition findest, die für dich persönlich am besten geeignet ist. Eine bequeme Sitzhaltung hilft dir, länger zu meditieren, ohne dass es unangenehm wird. Wenn du Schwierigkeiten hast, gerade zu sitzen, kannst du dich an eine Wand lehnen oder dich auf einen Stuhl setzen. Benutze auch Hilfsmittel wie Kissen, Decken oder Yogablöcke, um deine Haltung zu verbessern. Mit der Zeit und Übung wird dir das Sitzen immer leichter fallen und du kannst verschiedene Sitzpositionen ausprobieren.

Fazit

Extreme Bewegungen führen in der Yogapraxis nicht unbedingt zu einer besseren Gesundheit. Der Schwerpunkt sollte vielmehr auf moderaten, dem eigenen Körper angepassten Übungen liegen. Es geht nicht darum, die größtmögliche Beweglichkeit zu erreichen, sondern ein passendes und gesundes Bewegungsausmaß zu finden.

Jeder Mensch ist individuell, sowohl in seiner körperlichen Konstitution als auch in seiner Lebensgeschichte. Das bedeutet, dass nicht jede Yogastellung oder Übung für jeden gleich gut geeignet ist. Was für den einen hilfreich und sicher ist, kann für den anderen ungeeignet oder sogar schädlich sein. Allgemeine Ratschläge und Regeln sollten daher immer kritisch hinterfragt und an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden.

Die Herausforderung besteht darin, ein tiefes Verständnis für den eigenen Körper zu entwickeln und zu erkennen, welche Übungen tatsächlich förderlich sind. Nur so kann Yoga wirklich zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen, ohne durch unnötige Überanstrengung oder falsch angepasste Übungen zu schaden. Es ist wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und die Yogapraxis als einen Weg zu sehen, die individuelle Gesundheit zu unterstützen und zu erhalten.

Quelle: Yoga International

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