Eifersucht aus yogischer Sicht: der Schatten der Liebe Das deutsche Wort Eifersucht ist aus den Worten ai = Feuer; althochdeutsch eiver = das Herbe, Bittere, Erbitterung und althochdeutsch suht = Krankheit, Seuche zusammengesetzt. Eifersüchtige erfahren ein breites Spektrum an unterschiedlichen Gefühlen wie zum Beispiel Angst, Traurigkeit, Wut oder tiefe Selbstzweifel. Wer eifersüchtig ist, befindet sich in einem Alarmzustand. Er sieht seine Verbindung zu einer anderen Person oder den eigenen Stellenwert gefährdet.
Auch vielen Yoginis und Yogis sind Gefühle der Eifersucht wohlbekannt: Alexander ist stinksauer, als er sieht, wie der gutaussehende Typ beim Yogafestival mit seiner Frau flirtet. Der vierjährige Jakob reagiert sehr erbost, wenn seine Mama mit seinem kleinen Schwesterchen kuschelt. Rosi durchforstet regelmäßig den Facebook-Account ihres Liebsten nach verdächtigen Botschaften. Miriam findet es unerträglich, wenn ihr Paul ohne sie zum Yoga geht. Diese Liste der Beispiele für Eifersucht ließe sich endlos lange fortsetzen.
Eifersucht loslassen
Esoterische Ratgeber haben schnell den Tipp parat, die Eifersucht doch einfach loszulassen. Wissenschaftler in den USA haben jedoch herausgefunden, dass Gefühle der Eifersucht keineswegs mit Leichtigkeit abgestellt werden können. Sie sind nämlich angeboren. Schon Säuglinge im Alter von sechs Monaten reagieren erregt, wenn ihre Mütter mit lebensechten Babypuppen kuscheln.
Sie zeigen kein Interesse, wenn die Mütter sich mit der gleichen Aufmerksamkeit leblosen Objekten (zum Beispiel Bilderbüchern) zuwenden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass schon kleine Kinder versuchen, ihr Territorium gegen Geschwisterkinder zu verteidigen. Wenn Kinder tatsächlich ungerecht behandelt werden und nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen, dann entwickeln sie verstärkt Gefühle der Unsicherheit und Selbstzweifel. Sie können auch im Erwachsenenalter unter starken Eifersuchtsgefühlen leiden.
Eifersucht aus yogischer Sicht: der Schatten der Liebe bei Männern und Frauen
Eifersucht kommt bei beiden Geschlechtern gleichermaßen vor. Männer reagieren eifersüchtig, wenn sie sich vorstellen, dass ihre Partnerinnen sexuelle Kontakte zu anderen Männern haben. Frauen wiederum fühlen Eifersucht, wenn sie fantasieren, dass ihre Liebsten emotionale Bindungen zu anderen Frauen aufbauen. Natürlich kennen auch homosexuell orientierte Personen die Eifersucht. Untersuchungen haben gezeigt, dass schwule Männer eher auf emotionale Untreue mit Eifersucht reagieren und lesbische Frauen auf sexuelle Untreue.
(Quelle: Spiegel Online)
Tipps
1. Eifersucht weist auf eigene Unsicherheiten hin
Wenn du deine Partnerin / deinen Partner immer wieder verdächtigst untreu zu sein, dann kann es sein, dass deine Ängste ihre Ursache in deiner eigenen Unsicherheit und in dem mangelnden Vertrauen zu dir selbst haben. Wenn du beginnst, in deinem Leben zu forschen und deine eigene Vergangenheit zu reflektieren, dann wirst du womöglich die Ursachen für deine Eifersucht in deiner Vergangenheit, eventuell sogar in deiner Kindheit finden können. Möglicherweise kann dir eine Therapie dabei helfen, negative Erfahrungen aufzuarbeiten.
2. Selbstliebe
Eifersucht kann ein Hinweis auf ein schlechtes Selbstbild sein. Sorge für dich. Meditiere, praktiziere dein Lieblingsyogaset, pflege dich. Was erfüllt dich? Lerne, finde heraus, was du gerne tust. Was schenkt dir Freude? Verabrede dich mit dir selbst – habe ein Date mit dir (was kann es schöneres geben?) … dieser Termin kann täglich, wöchentlich oder monatlich stattfinden. Nimm diese Termine wichtig. Genieße dein Hobby, lasse dich massieren oder besuche ein schönes Restaurant. Sei gut zu dir selbst!
3. Sei gut zu deinem Partner
Treue ist immer freiwillig. Dein Partner / deine Partnerin ist freiwillig bei dir. Sorge für eure Beziehung, sodass dein Partner / deine Partnerin gerne bei dir ist. Lerne zum Beispiel Gewaltfreie Kommunikation, um deine Bedürfnisse wahrzunehmen, zu kommunizieren und so neue und ungeahnte Lösungen im Umgang mit Konflikten zu finden. Gemeinsame Unternehmungen und Rituale für ein starkes Wir-Gefühl stärken die Partnerschaft
Yogi Bhajan: Über die Liebe
Du hast eine positive Liebe und eine negative Liebe. Negative Liebe ist Hass, Unsicherheit und Eifersucht. Alles, was du am meisten hasst, ist letztendlich negative Liebe. Alles, was du am meisten liebst, ist positive Liebe – die Romanze, der Traum, der rettende Märchenprinz und blablabla, das ist positive Liebe.
Liebe ist in der ersten Phase eine tumultartige Erregtheit, eine Art Hysterie. Weißt du, was das bedeutet? Du machst etwas, aber du hast die Kontrolle verloren. Hast du schon einmal hysterische Menschen beobachtet? Hysterie ist etwas, da wissen die Menschen nicht, was sie tun. Die zweite Phase der Liebe ist die Kommunikation. Hier wird die Wellenlänge der Liebe etabliert.
Die dritte Phase der Liebe ist die Entscheidung: Wer ist der Liebende und wer ist der Geliebte? Das hat nichts mit Mann und Frau zu tun. Würde das so sein, dann könnten zwei Männer keine Liebenden sein und es gäbe keine schwulen oder lesbischen Communitys. Diese dritte Phase ist die entscheidende. Wer ist der Liebende und wer ist der Geliebte? Liebe hat ihr eigenes Geschlecht.
Wenn das etabliert ist, kommt die Phase der Reinigung. Das ist die schwierigste Stufe der Liebe. Reinigung bedeutet, dass jeder der Liebenden den anderen ganz klar sehen kann, so, als würde er sich in einem Spiegel betrachten. Nun wird aus Liebe oft Hass. Während des Aktes der Reinigung kannst du das eigentlich Unsichtbare des anderen wahrnehmen. In der Phase davor ging es darum, wer der Liebende und wer der Geliebte ist. Das ist in über 80 Prozent der Fälle nicht ganz klar und daher geht die Sache auseinander. In der Phase der Reinigung gehen über 95 Prozent der Beziehungen auseinander, denn wenn du dich in der Liebe reinigst, dann musst du dich auch vereinigen.
Eifersucht aus yogischer Sicht: der Schatten der Liebe und die Vereinigung
In dieser Welt ist Vereinigung recht einfach, nur die Verschmelzung zweier Egos ist schwer. Das Gesetz des Egos lautet nämlich: Niemals vereinigen! Wenn das ‚ICH’ vorhanden ist, dann findet das ‚DU’ keinen Platz. Der einzige Weg für das ‚DU’ ist das Verschwinden des ‚ICH’. Der Kampf findet zwischen dem ‚ICH’ und dem ‚DU’ und nicht zwischen zwei Menschen statt. Solange du dein Ego nicht zur Seite legen kannst, bist du in der Liebe nicht erfolgreich. Punkt. Versuche es erst gar nicht. Es ist wie ein angeborener Krebs des Geistes, dass einige Menschen von ihrem Ego regiert werden. Die Liebe muss das Ego überwinden. Die Phase der Reinigung ist das entscheidende Stadium.
Wenn du das ‚ICH’ überwunden hast, dann löst sich das Ego auf. Dann wird die Liebe vom ‚ES’ verstanden. Die schon existierende Sensibilität und die ursprüngliche Feinfühligkeit wandeln sich Empfindsamkeit um. Aus diesem Grunde können zwei Menschen eine Sensibilität, eine Aktion, eine Reaktion und ein Gefühl miteinander teilen. Und es ist egal, wie viel Zeit und Entfernung zwischen ihnen steht. Das ist Liebe in Vollendung.
(Yogi Bhajan, 7. Juni 1987)