Yoga und das innere Feuer

Yoga und das innere Feuer beschreibt, dass Agni (das Feuer) als elementare Kraft in jedem Lebewesen wirksam ist. Es ist unser inneres Feuer, unsere Lebensflamme und unsere Verdauungskraft. Das Lebensfeuer brennt in gesunden, lebensfrohen Menschen sehr hell, bei schwer Erkrankten glimmt es nur auf Sparflamme. Die Lebensflamme eines Menschen erlischt ganz, wenn er stirbt.

Agni – God of Fire

Das Sanskritwort Agni steht ganz allgemein für das Feuer, das wir hier auf der Erde entweder als wärmende, transformierende Kraft oder als einen zerstörerischen Brand wahrnehmen können. Agni  bedeutet auf der anderen Seite ‚Feuergott’ und ist somit ein Ausdruck für das Feuer in seiner feinstofflichen und himmlischen Form.

Yoga und das innere Feuer: Agni wärmt den Bauch

Als Verdauungsfeuer ist Agni im Bauchraum des Menschen aktiv. Der Speisebrei gelangt über den Magen in den Zwölffingerdarm und anschließend in den Dünndarm. Der Dünndarm ist drei bis fünf Meter lang. Agni sorgt für die Umwandlung und Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung in den Blutkreislauf. Feuer ist reinigend, die Agnikräfte sorgen dafür, dass die stärkenden Bestandteile des Speisebreis so aufgenommen und transformiert werden, dass diese in der Leber verarbeitet oder eingelagert werden können.

Schädliche Stoffe gelangen zuerst in den Dickdarm und werden dann über den Enddarm ausgeschieden. Im Sprachgebrauch nutzen wir dafür das Wort Schlacke. Schlacken fallen zum Beispiel an, wenn Steinkohle verbrennt oder bei der Verarbeitung von Erz. Ein anderes Wort für den Enddarm als Teil des Dickdarms ist Schlackdarm. Hier sammeln sich die unverdaulichen und unverträglichen Reste unserer Nahrung, um vom Körper abgegeben zu werden.

Man kann sich den Rumpf wie einen Ofen vorstellen, der eine gute Betriebstemperatur benötigt, um angemessen zu funktionieren. Die Flammen des Verdauungsfeuers sollten weder zu hochschlagen, noch sollte die Temperatur des Feuers zu niedrig sein.

Agni stärken

Ginger by Pixabay

Man kann sein Verdauungsfeuer unterstützen, indem man sich auf die Mahlzeit einstimmt und sich auch gedanklich auf die Nahrungsaufnahme konzentriert. So ist es Agni zuträglich, wenn man alles Ablenkende ausschaltet und für eine ruhige Atmosphäre sorgt.

Yogi Bhajan empfiehlt, die Hauptmahlzeit am Mittag zu sich zu nehmen. Agni lodert dann kräftig und ist bereit den Nahrungsbrei bestmöglich umzuwandeln, sodass unser Körper bestens mit Nährstoffen versorgt wird.  Tipp: Ingwer ist agni- und appetitanregend.

Agni-Yoga

Wichtig für einen gut funktionierenden Ofen sind starke Außenwände, eine gute Isolierung und ausreichende Sauerstoffzufuhr. Das Gleiche gilt für unseren Bauch. Die starken Außenwände des ‚Verdauungsofens‘ sind unsere Bauchmuskeln, die gute Isolierung ist das Bindegewebe, sind die Bänder und Faszien, die unsere Bauchorgane umgeben. Eine tiefe Atmung wirkt einerseits massierend auf Bauchmuskulatur, Bindegewebe und Bauchorgane, andererseits versorgt eine gute Atemweise den Bauch mit ausreichend Sauerstoff.

Die Bauchmuskeln

© Shutterstock Bauchmuskeln

Die Bauchmuskulatur schützt und fixiert die Bauchorgane. Außerdem ermöglicht diese Muskulatur eine gerade aufgerichtete Haltung und den aufrechten Gang.

Die schrägen Bauchmuskeln wirken schützend auf Bauchorgane und Wirbelsäule und ermöglichen Dreh- und Neigebewegungen des Rumpfes. Der zwischen ihnen eingebettete gerade Bauchmuskel ist ein wichtiger Gegenspieler der autochthonen (eingesessen, primär) Rückenmuskulatur. Seine Hauptfunktion ist die Rumpfbeuge nach vorne, so ist er an der Bauchpresse beteiligt. Durch die Bauchpresse wird Druck auf die Bauchhöhle und folglich auf den Darm ausgeübt.  Die Bauchpresse erfolgt durch die gleichzeitige Kontraktion der Bauchmuskulatur, der Beckenbodenmuskulatur und des Zwerchfells und sie wirkt auf die Ausscheidung.

Der quere Bauchmuskel (Musculus transversus abdominis) umspannt den Rumpf wie ein Mieder und ist der tiefst liegende Bauchmuskel. Er gehört mit der autochthonen Rückenmuskulatur und dem Beckenboden zur sogenannten Kernmuskulatur, gibt Halt, unterstützt die Aufrichtung des Beckens und neigt den Rumpf seitwärts. Darüber hinaus unterstützt quere Bauchmuskel die Ausatmung sowie über seine stabilisierende Funktion auch die Einatmung. Somit wird der Bauch über die lange, tiefe Atmung trainiert und der Darm erfährt eine unterstützende verdauungsfördernde Massage.

Die schwache Bauchwand

Die muskulöse Bauchwand ist normalerweise durch die Muskelschichten der Bauchmuskulatur vollständig geschlossen, sodass der Darm auch bei erhöhtem Druck im Bauchraum, etwa beim Husten, immer in seiner Position gehalten werden. Durch schwache Muskulatur, aber auch durch angeborene Bindegewebsschwäche, Übergewicht oder durch eine vorhergehende Schwangerschaft, hält die Bauchwand dem Druck der Eingeweide nicht mehr stand, sodass sie an ihren natürlichen Schwachstellen auseinanderweicht.

So entstehen Bruchpforten, durch die beim Niesen, Husten, Heben schwerer Lasten oder starken Pressen während des Stuhlgangs die Eingeweide nach außen treten und dann als Vorwölbung sicht- und tastbar sind. Eine dieser natürlichen Schwachstellen ist die Linea Alba. Das ist eine Bindegewebsnaht in der Mitte des Bauches, die sich senkrecht vom unteren Teil des Brustbeins bis zum Schambein zieht. Die Linea Alba entsteht durch die Vereinigung der flächenhaften Sehnen („Sehnenplatten“) der seitlichen Bauchmuskeln.

Die Rektus Diastase

Es kann zu einer Rektus Diastase kommen, die geraden Bauchmuskeln weichen sicht- und fühlbar auseinander.  Durch die Stärkung des tiefen, queren Bauchmuskels kann sich die Naht wieder schließen. Das Video zur Rektus Diastase ist anatomisch nicht ganz korrekt, da der schließende Aspekt des Transversus abdominis nicht benannt und gezeigt wird, man kann aber die Rektus Diastase gut erkennen und begreifen.

Der Nabelpunkt

In den antiken Shastras steht geschrieben, dass der Yoga am Nabelpunkt beginnt. Um das äußere Gebiet des Nabelpunktes zu bestimmen, platziere drei Finger quer genau unter den Bauchnabel. Der Nabelpunkt befindet sich exakt unter dem letzten Finger (ungefähr drei bis vier Zentimeter unter dem Bauchnabel). 

Guruprem Khalsa, Divine Alignment
© Chakras by Shutterstock

Der Nabelpunkt, so wie ihn Guruprem beschreibt, ist gleichzeitig der empfindlichste Bereich der vorderen Bauchwand. Die Sehnenplatte Liniea Alba ist dort weitergestellt, eine Schwächung der Bauchmuskulatur zeigt sich vorzugsweise am Nabelpunkt. Stärkst du diese Region deines Bauches, dann sorgst du für ein gutes, inneres Fundament, eine gute starke Ofenwand und Agni kann auf eine Weise brennen, die heilend auf deinen gesamten Körper wirkt.

Yoga und das innere Feuer: Stärkende Übungen

Der Feueratem

Der Feueratem ist eine dynamische Atemweise, während der sich der Nabelpunkt in einem schnellen Rhythmus rein und raus und das Zwerchfell sich auf und nieder bewegt. Der Nabelpunkt wird während der aktiven Ausatmung nach innen und ein wenig nach oben gezogen. Wenn sich die Bauchmuskulatur um den Nabelpunkt entspannt, senkt sich das Zwerchfell nach unten und die Einatmung geschieht automatisch. Der Beckenboden wird während der gesamten Übungsdauer leicht aktiviert und gehalten. Übe ein bis drei Minuten.
Guruprem demonstriert den Feueratem (nur auf Englisch).

Sat Kriya

Sat Kriya by 3HO
Haltung:

Du praktizierst Sat Kriya im Sitze. Du kannst dich in den Fersensitz, in die einfache Haltung oder in den Lotossitz begeben oder dich sogar auf einen Stuhl setzen. Wichtig ist die korrekte Aufrichtung deines Rumpfes und der Wirbelsäule. Du streckst die Arme über den Kopf und verschränkst die Finger, die Zeigefinger aber sind aneinander gelegt. Hebe den Brustkorb und ziehe die Schulterblätter nach unten.

Konzentration:

Schließe die Augen und fokussiere auf den Punkt etwas oberhalb der Augenbrauen (drittes Auge/sechstes Chakra).

Mantra:

Sat Nam – Wahres Selbst

Ausführung:

Atme tief ein und ziehe den Unterbauch nach innen und oben, während du ‚Sat‘ chantest. Entspanne den Bauch, wenn du ‚Naaam‘ chantest.

Dauer:

3 bis 31 Minuten

Die Übung beenden:

Atme am Ende der Übung tief ein und halte den Atem für fünf bis zehn Sekunden an. Ziehe den Unterbauch nach innen und oben und aktiviere den Beckenboden. Atme aus und wiederhole die Sequenz. Entspanne.

Wirkung:

Sat Kriya stimuliert deine fundamentale Lebenskraft. Alle Bauchorgane werden sanft und rhythmisch massiert. Herz und Lunge bewegen sich in einem gleichmäßigen Tempo auf und nieder. Auch die Beckenorgane und die Nieren erhalten eine Massage. Sat Kriya unterstützt die Verdauung und die Ausscheidung und macht vital.

Literatur:
Divine Alignment von Guru Prem Singh Khalsa
Zum Weiterlesen: Brigitte – Artikel

Beitragsbild: © Shutterstock-1394340404

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